Durch die Initiative von Pascal (Ecstatic Dance Berlin) wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, dass ich mein Wissen über das Veranstalten von Demonstrationen weitergebe. An dieser Stelle: Danke Pascal für Dein Engagement und für Deine tatkräftige Unterstützung bei socialisdancing#10 am 15.5.2021 auf dem Spreewaldplatz Berlin.
Nach nunmehr 10 Demos seit Mai 2020 habe ich selbst genug Erfahrung gesammelt, um diese mit interessierten Menschen, die überlegen selbst eine (Tanz-)Demo anzumelden, zu teilen.
Wichtig ist mir dabei vor allem ein Gegengewicht zu denjenigen zu bilden, die nun anderen erklären, wie man Demos macht, aber gleichzeitig von „Desinfektionsmitteln“ faseln und Ideologie-Verbreitung betreiben, indem sie ihr Forum dazu benutzen, vorauseilenden Gehorsam zu predigen und sich dabei merkwürdig einmischen in die Haltung, die man als Tanz-Demo Veranstalter tunlichst haben sollte.
Das finde ich grotesk und möchte hier völlig unmissverständlich klarstellen: Jeder Demo Veranstalter und jede Demo Veranstalterin, ob Tanz oder Sonstwas Demo, entscheidet ganz allein über seine Motive! Auf meinen Demos wird es NIEMALS Desinfektionsmittel geben und ich werde auf meinen Demos weiterhin die Grundrecht-verachtende Politik anprangern und selbstredend auch den albernen Maskenzwang im Freien.
Weil ich bemerke, wie sehr Angst, Konformitätsdruck und vorauseilender Gehorsam sich breit machen auch in der Tanzszene in Deutschland, möchte ich hier eine Anleitung zum besten geben, die vermutlich nicht ganz neutral ist in ihrer politischen Ausrichtung, die aber einen Gegenpol bilden soll zu Veranstaltungen, bei denen es nur um Konformität und / oder Party geht, aber weniger um den heiligen Aspekt des Tanzrituals. Sowohl die Demonstration als „heilige“ Institution der Demokratie, als auch das rituelle, bewusste heilige Tanzen haben es verdient, dass man sie nicht missbraucht oder verwässert, sondern beschützt.
Für mich ist völlig klar, dass ritueller Tanz, Zusammenkunft, gemeinsame Meditation und Heilungserfahrungen heilige, zu schützende Räume sind, aus denen sich der Staat herauszuhalten hat. Aber das ist nur meine Meinung und das darf selbstredend jeder anders sehen!
Zur Sache:
Eine Demo anmelden ist einfach. Was man dazu vor allem braucht, ist eine klare Haltung, vielleicht eine Forderung oder etwas, wofür man (am besten mit seinem Herzen) eintritt, und ein bisschen Mut. Wenn man diese beiden Zutaten hat, meldet man die Demo (in Berlin, in anderen Gegenden gibt es entsprechende online Angebote seitens der Behörden) bei der Internetwache der Polizei an. Wichtig: mindestens 48 Stunden im Vorhinein anmelden. Für die Anmeldung braucht man einen Demotext, der erklärt, worum es bei der Demo geht. Dieser Text kann von abstrakt „Wir demonstrieren für mehr Liebe“ bis konkreter „Wir demonstrieren eine Lebensweise ohne Angst vor Ansteckung“ oder „Wir wollen, dass das atmen verboten wird, weil zu gefährlich“ bis hin zu sehr konkret „Wir möchten, dass Zoos auch für nicht getestete, ungeimpfte Menschen zugänglich sind und sind gegen Diskriminierung jeglicher Art“ reichen.
Die Demo bzw das Demonstrationsrecht ist der Dreh und Angelpunkt der Demokratie. Bei ihr kannst Du, der Bürger oder die Bürgerin, Deine Stimme erheben und der Unterschied sein, den Du in der Welt sehen willst. Klingt genial? Ist es auch! Es ist unglaublich wichtig dieses Recht wahrzunehmen, wenn der Staat, wie in diesen Zeiten, Bürgerrechte unterminiert.
Für die Anmeldung brauchst Du:
- Eine Ansprechperson (Dich mitsamt Adresse, Email und/oder Telefonnummer)
- Einen Demotext
- Ort und Uhrzeit
Dann sollt ihr noch Ordner angeben, bei mir haben immer ein oder zwei Ordner gereicht, meine VA hatte aber auch idR nur 50-100 Teilnehmer. Ordner müssen durch eine weisse Armbinde gekennzeichnet werden auf der je gut lesbar „ORDNER“ steht. (Ein alter Lappen und ein Edding reichen da aus)
Du bekommst direkt nach der Anmeldung ein automatisiertes PDF zugesendet, dies kannst Du bei der Demo zB auf dem Handy dabei haben, ist aber auch nicht verpflichtend. THATS IT! Mehr ist es nicht. Wenn Du am Veranstaltungstag mit Deiner Demo beginnst, kannst Du davon ausgehen, dass ein Ansprechpartner innerhalb der ersten Stunde erscheint. Mit diesem kannst Du dann sprechen, er ist in erster Linie dafür da, sich um die Sicherheit zu kümmern und wird Dich idR nicht weiter behelligen.
Manchmal ruft die Versammlungsbehörde auch einen Tag oder so vorher bei Dir an. Dann sprich einfach locker mit denen und denke daran: es ist Dein Recht zu demonstrieren. Das wissen die auch, also lass Dich nicht einschüchtern. Bleib locker flockig und freundlich und alles wird gut.
Manchmal gibts (zB Lärmschutz) Auflagen. An die hältst Du Dich dann einfach – und gut ist.
Hygienekonzept
Es ist wohl sonnenklar, dass Du an das Thema Hygienekonzept anders herangehen wirst, wenn Du Corona-Jünger bist, als wenn Dir bewusst ist, dass die Ansteckungsgefahr draussen gegen null geht. Und es ist nicht meine Aufgabe, dir hier irgendwelche Vorgaben zu machen. Gleichwohl möchte ich Dich dafür sensibilisieren, dass man auch erfolgreich Demos machen kann ohne vorauseilenden Gehorsam. Auch auf den Behörden arbeiten Menschen und viele von Ihnen merken so wie viele andere Bürgerinnen und Bürger auch, dass die Massnahmen unverhältnismäßig sind. Mein Tipp: Probiere aus, was geht. Meiner Erfahrung nach muss man dem Thema nicht übermäßig viel Beachtung schenken und es reicht, den obligatorischen Hinweis abzugeben, dass man auf das IfsG achtet usw. – wie auch immer Dein Weg sein mag – es ist nun die Zeit mutig zu sein und auszuprobieren!
Ich möchte an dieser Stelle noch daraufhinweisen, dass ich es unsäglich finde, dass auf einigen Tanz-Demos hier in Berlin Handouts verteilt wurden mit Abstandsregeln usw., auf denen sinngemäß zu lesen war: „Wenn Dir diese Regeln missfallen, dann bleib bitte weg!“
Das ist für mich Diskriminierung und ich kann nur hoffen, dass es in Zukunft Tanzdemos (ausser meinen eigenen) geben wird, die ohne solch ausgrenzenden und bevormundenden Ansagen auskommen werden.
Polizisten sind Menschen
Ganz wichtig ist noch, dass Du Dir klarmachst: Polizistinnen und Polizisten sind Menschen. Und so gespalten die Gesellschaft gerade ist, so gespalten sind auch diese Menschen. Das bedeutet: Man kann Glück haben. Grundsätzlich gilt, die allermeisten wollen keinen Ärger (natürlich gibt es Ausnahmen, zuletzt scheint es zunehmend verbrecherisch orientierte Polizeibeamte zu geben, die ihrer Neigung zur Gewalt freien Lauf lassen) und haben genau wie Du ein interesse daran, dass das ganze entspannt über die Bühne geht. Und da kommt auch grundsätzlich erstmal kein Schlägertrupp wie in dem Video auf Euch zu, sondern erstmal ein Ansprechpartner, der sozusagen die Veranstaltung in Kommunikation mit Euch „managed“. Und wie diese Person dann drauf ist, das wird sich zeigen. Grundsätzlich habe ich sehr positive Erfahungen gemacht, einmal von 5 ist einer dabei, der schon vorher beschlossen hat Dir das Leben schwer zu machen. Aber die meisten sind eher entspannt, insofern klar ist, dass Deine Demo friedlich und liebevoll ist und dabei niemand zu schaden kommt.
Die (am besten ruhige und liebevolle) Energie, mit der Du das ganze angehst, ist entscheidend.
Ort & Ablauf
Was den Ort angeht, ist es Euer Recht, den Ort im öffentlichen Raum frei zu wählen. Es ist sozusagen ein Abwägen – wie weit traut ihr Euch vor? Wollt ihr lieber unter Euch sein im Park, um ein besonderes, magisches Gathering zu kreieren? Oder wollt ihr politisch sichtbar werden und geht bewusst auf den zentralen Stadtplatz? Its Up to you und Euer verbrieftes Recht, diesen Ort nach Eurem Gusto zu wählen, seid da selbstbewusst!
Zum Ablauf: Ansage der Behörde ist: 50% Redebeiträge, 50% Musik/Tanz. Ich persönlich finde diese Regelung gar nicht so schlecht, denn sie hält dazu an, sich wirklich inhaltlich auseinanderszusetzen und sich im Vorfeld Gedanken zu machen. Redebeiträge können grundsätzlich Reden sein, aber auch Zeitungsartikel oder andere Sachtexte, die man vorträgt. Alles, was „meinungsbildenden“ Charakter hat. Zentral wären etwa die eigenen Forderungen. Da kann man sehr kreativ werden und mit Freunden einfach mal überlegen, welche Veränderungen man sich für unsere Gesellschaft schon lange ersehnt. Formulieren, aufschreiben, aussprechen – einfach! Empowerment in Reinform! Im Anschluss an diesen Text werde ich die socialisdancing Forderungen und einige Textbeispiele verlinken. Ihr könnt im Rede-Teil Eurer Demo aber auch theatralische Formen, Diskussionen etc unterbringen und diese auch durch das Abspielen eines Musikstücks etwas auflockern.
Als Zeitfenster empfehle ich 16-20h anzumelden, wobei dann erstmal 2 Stunden Redebeiträge stattfinden, gefolgt von 2 Stunden Tanz. Aber auch hier sind Eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Material für den Redeteil
Als Inspiration für Euch, hier die Forderungen von socialisdancing (kann man gern übernehmen / modifizieren etc)
Folgende Publikationen haben sich als exzellente Fundgrube für Texte und Redebeiträge bewährt:
Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit
Juli Zeh: Fragen zu Corspus Delicti
Mausfeld: Angst und Macht
Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise
Klein: Shock Doctrine
Arvay: Corona Impfstoffe – Rettung oder Risiko
Giorgio Agamben – An welchem Punkt stehen wir
Hontschick – Erkranken schadet ihrer Gesundheit
Osrainik: Das Corona Dossier
Und einige Links:
ALS DIALOG AUFFÜHRBAR https://multipolar-magazin.de/artikel/es-geht-nicht-um-gesundheitsschutz
https://www.aerzteblatt.de/archiv/32976/Gesundheitssystem-In-der-Fortschrittsfalle
social.is.dancing
ruft auf zur Demonstration für das Grundgesetz.
Unter Berücksichtigung der geltenden Hygiene –
Verordnungen laden wir ein um gemeinsam zu tanzen und
das Leben trotz Krisenzeit zu feiern.
Wir möchten damit ein Zeichen setzen für echte Demokratie
und daran erinnern, dass die Würde des Menschen
unantastbar ist und bleibt. Unsere Demokratie lässt
unterschiedliche Meinungen zu, das Prinzip von
Selbstbestimmtheit (Subsidiarität) ist die grundlegende
Basis von jedem Demokratie Verständnis.
Tanz ist existentielles Kulturgut und Ritual seit
Menschengedenken. Dieses Kulturgut darf unter keinen
Umständen beschädigt oder in Mißkredit gebracht werden –
wir fordern ein Menschenrecht auf Tanzen ohne Schranken.
Gegen eine Herrschaft der Angst rufen wir alle Bürgerinnen
und Bürger, alle Menschen dazu auf ein Zeichen zu setzen
für unsere lebendige Demokratie, für friedliches Miteinander
und liebevolles Gestalten unserer Zukunft. Wir stehen auf
für ein neues, ganzheitliches Menschenbild und
Naturverständnis – ein System, das auf unbegrenztem
Wachstum fußt ist zum Scheitern verurteilt. Grundlegender,
behutsamer aber bestimmter Wandel und neue Denkweisen
sind jetzt notwendig.
Wir grenzen uns ab von jeder radikalen Ideologie – keinen
Fußbreit dem Rassismus.
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