Ein Baby als Fallbeispiel
Heute war ein irgendwie besonderer Tag. Mein Synchron Business ist zwar massiv zurück gegangen in 2020, seit ich mich als Corona Skeptiker bzw Grundrechts-Freak geoutet habe und deswegen auch aktiv von einigen Jobs wieder ausgeladen wurde, aber ab und zu bekomme ich noch Jobs.
So auch heute, eine Krankenhaus Serie. Diese war mir schon vor Jahren aufgefallen, als ich einige male dort sprach. Damals war diese Serie ins militärische Setting Afghanistans ausgesiedelt worden. meiner Einschätzung nach um gewisse politische Inhalte auf der Meta Ebene dem Publikum näher zu bringen. Krankenhaus Serien sind tatsächlich besonders dazu geeignet, Emotionen zu erzeugen.
Heute ging es – oh Wunder – um ein Baby, dass nun wegen Covid im sterben lag. Nicht besonders repräsentativ, aber dafür schön emotional – zur Einordnung: in der BRD wurden laut der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (dgpi.de) bisher 4 Kinder gezählt, die an Covid verstarben, womit man anhand vorhandener Vergleichszahlen getrost sagen darf (auch wenn der Vergleich langsam nervt) die Grippe (Influenza) ist für Kinder gefährlicher als Covid.
Das Baby war also, „obwohl man echt alles getan hatte und besonders vorsichtig war, weil man ja darum weiss WIE gefährlich Covid ist..“, in einer sehr ernsten Situation und nur noch ein Wunder konnte helfen.
Its a robot, baby!
Es gab dann sehr viele Tränen und große Emotionen, ich musste fast die gesamte Rolle unter der Maske performen, denn, logisch, die Maske hat man heutztage immer auf, es ist ja Corona da im Krankenhaus.
Komischerweise nimmt der junge Vater dann aber, um nochmal richtig Pathos auf die Kinderwiege zu blasen kurz vor der alles entscheidenden OP die Maske ab, um seinen Monolog a la „Ich liebe Dich, ich will mit Dir noch Fussball spielen etc“ abzuliefern. Den Lacher, als er sie dann brav wieder aufsetzt, um zur Seite zu gehen, konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen.
Die Stossgebete helfen dann offenbar, denn kurz darauf erfahren wir, die OP war erfolgreich. Aber nicht genug, wir erfahren auch ganz nebenbei, dass das Kind nun tollerwesie auch „bionisch“ sei, der Freudentaumel darüber ist endlos, der Vater ist „so stolz“ auf das Roboterkind, das nun also bionisch ist und sozusagen nur deshalb noch unter uns weilt.
Begriffe aus der zukunftsorientierten Industrie werden auf diese Weise elegant platziert und bei den Menschen emotional verankert damit wir auch alle wissen: bionisch ist gut, sehr gut sogar.
Einblicke in Untiefen
Man bekommt als Sprecher so manches mit, wovon andere nichts mitbekommen.
So hatte ich beispielsweise im April 2020 das fragwürdige Vergnügen, einen „Lebensgefühl-Film“ für einen sehr grossen Erfrischungsgetränke Hersteller zu sprechen. Das Skript war komplett auf „#newnormal“ ausgerichtet, nach dem Motto, wer braucht schon das alte „normal“, das neue „normal“ wird viel geiler. Etwas gewundert hat mich, dass der Spot (mega aufwändig gedreht) bereits komplett im Kasten war, das Ding ging ratz fatz online, so schnell kannste gar nicht „Corona“ sagen.
Eine andere spannende Sache war vor ca 1-2 Jahren. Da ging es um Pharmakovigilanz. Viel kann ich nicht darüber plaudern, aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: die Pharma Player geben sich sehr viel Mühe damit, in Mitarbeiter-Schulungen gewisse „Vorkomnisse“ intern abzufedern. Da gibt es ganze Personalreihen, die nichts anderes tun, als darauf zu achten, dass nichts nach aussen dringt. Die werden ab Tag eins der Einstellung auf nichts anderes getrimmt, als gewisse Infos nur an gewisse Leute weiterzugeben, die dann wiederrum auf das Fachgebiet Schadensbegrenzung // PR Management trainiert werden. Ziemlich raffiniert und sehr ausgefeilt das ganze.
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