Fromm über Autorität

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Das folgende Interview mit Erich Fromm könnte aktueller nicht sein. Es enthält wichtige Ausführungen zum berühmten Milgram Experiment, bei denen die Probanden ihr Gewissen an eine „wissenschaftliche Autorität“ abgaben und dabei selbst gewissermaßen zu Opfern wurden, aber auch Fromms wichtige Gedanken rund um das Thema Autorität. Es geht – wie letztlich unabdingbar in einem Gedankengang zur Wurzel von Faschismus – letztlich auch um Kindererziehung und Fromm räumt hier auf mit den falschen Vorbehalten gegenüber Autorität („Autoritätsphobie“) und spricht auch über den heute weit verbreiteten Nicht-Erziehungsstil des Laissez-Fairez (der seiner Aussage nach zu nichts führt, ausser zu Faulheit und Unsinn). Autorität ist wichtig und richtig, lehrt Fromm, solange Sie rational ist, also auf Kompetenz aufbauend.

Der moderne Mensch ist in seinem Denken unselbständig.

Erich Fromm


Über Jahrhunderte war unsere Gesellschaft von offener Autorität geprägt – ein entscheidender Vorteil, sagt Fromm, insofern, als das diese Autorität als solche erkennbar war und ein gesundes Maß an Rebellion mit sich brachte. Heute sei dies anders. Aus offener Autorität wurde anonyme Autorität. Was Fromm hier am Bild einer Mutter beschreibt, die, anstatt ihr Kind zu schälten, wenn es den Spinat nicht isst, stattdessen diesem eine Scheinfreiheit einräumt, nur um es dann in die gewünschte Richtung zu manipulieren ist ein Phänomen, dass sich gesamtgesellschaftlich und vor allem im Arbeitsmarkt beobachten lässt.

Statt offener Autorität gibt es heute das Prinzip der Anpassung: jeder weiß doch, dass, wenn er nicht das tut, was erwartet wird, er Probleme bekommen wird. Diese Form der Autorität ist unsichtbar und gefährlicher, da der Mensch getäuscht und Auflehnung verunmöglicht wird.

Erich Fromm

Die aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen der Faschisierung gehen auf dieselben Ursprünge zurück, wie auch zu Hitlers Zeiten: Menschen, deren Geltungsdrang aufgrund persönlichen Scheiterns eine sadomasochistische Ader ausprägen, finden Gefallen daran, andere Menschen zu einem bestimmten Verhalten zu zwingen – der Vergleich zu aktuellen Plänen der Grünen, den Co2-Verbrauch pro Kopf zu limitieren oder die Gendersprache, die allen aufgezwungen werden soll bzw. wird, drängt sich auf.

Und auch, wenn Fromm über den besonderen Erfolg Hitlers im „Kleinbürgertum“ spricht, wird deutlich, wie sehr die massen-sozialen Phänomene, heute wie damals, sich ähneln. Auch bei Corona war es überaus sichtbar, wie vor allem diejenigen Teile der Gesellschaft den Autoritarismus begrüßten und regelrecht nach mehr verlangten, die sonst keinerlei Macht in ihrem Leben ausagieren können. Ich habe jedenfalls in Berlin sehr oft mitbekommen, wie Menschen aus genau dem von Fromm genannten „Kleinbürgertum“, also Menschen, die vor allem Ausgebeutete des Systems sind, plötzlich als Regelwächter des Staates in Erscheinung traten, als hätten sie ihren Lebtag auf nichts anderes sehnlicher gewartet.

Der Faschismus ist nicht mit dem Nationalsozialismus begraben wurde, sondern lebt fort.


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