Berge im Anflug

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Es ist soweit. Morgen früh starte ich meine Enfield Solo-Tour in den Himalaya. Ausgangspunkt ist Pokara, ein 300.000er Nest am Fewa See. Ich habe mir noch kein abschließendes Urteil über Pokara erlaubt. Man trifft hier zum Teil sehr offene Menschen, zumeist treffe ich junge nepalesische Männer und wir plaudern ein wenig. Manchmal tausche ich Kontakt aus und manchmal bekomme ich sogar noch wertvolle Tipps per Whatsapp zugesandt, das Universum kümmert sich sozusagen ganz ausgezeichnet. Mein Reisestil ist stets ungeplant. Ich kümmere mich um das Nötigste, der Rest entsteht.
So wurde zum Beispiel von sehr vielen Stellen an mich herangetragen, dass ich ein „Permit“ des ACAP (Annapurna Conservation Area Project) brauche von der Tourismus-Behörde. Klar, die Behörden wollen einen Teil vom Kuchen, den die reichen Touris hier lassen. 3000NPR, umgerechnet 21, 20 Eur. Dank meinem aktuellen Gastgeber habe ich die 2000NPR für das „Trekking Rescue System“ gespart, das sowieso fürn Arsch sei, so sagte man mir, mal ganz abgesehen davon, dass ich keinen Trek plane.

Während ich hier schreibe – ich sitze vorm Hotel, ein paar Meter von meiner in der Einfahrt geparkten Maschine entfernt – bekommt der Hund Brot zu fressen. Tatsache, Bamdev, der immer lächelnde Gastgeber, bröselt so eine Art trockenes Dürümbrot auf einen Teller und murmelt so etwas wie „jaja ich weiss ja Du willst lieber Hühnchen..“ Und ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt warum der Hund Augenringe bis zum Südpol hat. Ich ärgere mich, dass ich die Riesenportion Schweinebauch, die ich beim Koreaner vorhin liegen gelassen habe, nicht habe einpacken lassen.

Nepal ist scheiß-arm. Das habe ich heute, bei meinem Ausflug zum Begnas See erst so richtig begriffen. Der See ergab ein trauriges Bild. Er wurde mir vollmundig empfohlen, aber vor Ort war eigentlich nüscht. Nur Müll. Bettelnde Kinder. Und noch mehr Müll, auch im Wasser. Reingesprungen bin ich in die Tunke lieber nicht. Einen Chai hab ich getrunken und dann bin ich weiter gezogen. Auch die Adamsche Spezialoperation, die ich vorher unternommen hatte, lief ins Leere, oder ergab zumindest nicht die Entdeckung eines besonders schönen Ortes. Ich hatte mir bei Googlemaps ein „Resort“ etwas fernab des „Haupteingangs“ des Sees rausgesucht und bin einfach mal dahin gefahren, das mach ich öfters auf meinen Reisen, manchmal mit sehr guten Ergebnissen. Aber heute führten mich die 15 Min Schotterpiste eigentlich nur ins Nichts, ich hab dann die Maschine stehen lassen und habe sogar noch einen Weg durch den Dschungel bis zum Wasser gefunden – aber auch da war der Wasserzugang komplett verlaubt und verlaugt. Das Resort hab ich nicht gefunden – überhaupt sind viele Googlemaps Links hier offenbar veraltet, so auch ein Audio-Studio, das ich neulich aufsuchte. Immerhin traf ich den Namensgeber noch an und er erzählte mir, dass er das Audio-Projekt vor Jahren aufgegeben hatte.

Leider hab ich seit gestern Halsschmerzen, irgendwas hab ich mir gefangen, ne leichte Erkältung ist es bisher nur TOI TOI TOI, dass es dabei bleibt und sich direkt wieder verzieht. Ich bekomme hier jedenfalls megageilen Ingwer Tee von Bamdev und seiner Frau. Übrigens arbeitet der älteste Sohn von den beiden in Texas bei Google. Dass es trotzdem nur Brotkrumen für den Hund gibt, verstehe ich nicht so ganz. Nepal hatte ja 2015 das Erdbeben und dann noch Corona, das Königshaus zerfällt seit einigen Jahren und die politische Lage ist angespannt. Die Baustelle zwischen Kathmandu und Pokara wird auch in zehn Jahren noch Baustelle sein, das Land ist in einer chronischen Krise und das sieht man zum Teil in den Gesichtern.

Route

Ich werds ganz ruhig angehen lassen morgen. Die drei Inder, die heute auch auf der Behörde für das Permit waren, wollen an einem Tag bis Muktinath ballern. Klar – kann man machen, muss man aber nicht. Und da ich eh massig Zeit habe, werde ich wohl eher die heissen Quellen bei Tatopani ansteuern oder – falls es ne arg anstrengende Strecke wird – sogar schon vorher einkehren, ein zwei gut bewertete Häuser habe ich mir schon markiert. Ich habe mit einem netten Gastgeber schon telefoniert und werde da auf jeden Fall mal vorbeifahren gegen Mittag.
Die Tasche ist jedenfalls zu, der Wecker diesmal auf 7 Uhr gestellt, dann kann ich mich hoffentlich etwas auskurieren.


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