„Wir brauchen eine neue Medizin“

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Prof. Dr. Dr. Christian Schubert studierte Medizin und Psychologie in Innsbruck. Er ist Psychotherapeut und arbeitet in der Forschung. Seit 2005 ist er Leiter der Arbeitsgruppe für Psychoneuroimmunologie des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM) Sein neues Buch „Das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren“ gibts hier.

Schubert merkte laut eigener Aussage recht schnell – schon als Student – , dass ihm die mechanistische Prägung des Medizinstudiums nicht befriedigte. Grundsätzlich sieht er die oftmals „maschinelle“ Herangehensweise der Schulmedizin als problematisch.

Die „Randomisierte kontrollierte Studie“ (RCS), der aktuelle Goldstandard der internationalen Forschung, mit wenigen Messzeitpunkte, Standard Fragebögen, Normierung – das Unpersönliche, das heute überall vorherrscht, waren für ihn kein geeignetes Mittel, sich dem Menschen auf menschliche Weise zu nähern. Daher entwickelte er gegen einigen Widerstand ein gänzlich neues Forschungsdesign: denn, so der Therapeut, „das was, wirklich Stress ist, kommt aus dem Subjektiven, aus der eigenen Biographie“. Die Frage, was Stress und Krankheit bezogen auf das Individuum eigentlich bedeuten, interessiert ihn. Immunsystem und Psyche hängen zusammen: „Wir können mit unseren Ergebnissen zeigen, dass es ein Wechselspiel von Psyche und Immunsystem gibt“. Dinge müssen verarbeitet werden – und wenn diese Verarbeitung aus bestimmten Gründen nicht stattfindet, kommt es zur Erkrankung.

Medizin in der Krise

Der Mensch werde durch das aktuelle Forschungsdesign – aber auch von der Medizin generell – nicht in seiner Ganzheit, in seiner individuellen Lebenssituation gesehen. Er gebe beim Betreten der Klinik seine Beziehungen, seine Subjektivität an der Türklinke ab. Jeder kennt das – im Krankenhaus geht es um unseren Körper, der „repariert“ werden soll. Diese „maschinelle“ Herangehensweise hält Schubert für problematisch. „Wir haben immer noch ein dualistisches Menschenbild, Körper und Seele werden getrennt.“ Die Medizin, aber auch Forschung, Diagnostik und Klinik seien auf einem Irrweg. Auch die Psychosomatik habe das fragwürdige Studiendesign inzwischen übernommen und produziere damit „fehlgeleitete Erkenntnisse“. Für den Therapeuten ist die „biologische Psychatrie“ – also die Idee, die menschliche Psyche per biologischer Gehirnabläufe (Neurotransmitter etc.) erklären zu wollen – eine der folgenschwersten Irrtümer überhaupt.

„Wir schaffen eine fehlgebildete Kultur, die verallgemeinert, objektiviert und mechanisiert. Wir verallgemeinern, anstatt den Schatz zu heben, den es in der Medizin noch zu heben gibt – den Menschen an sich. Stattdessen verallgemeinern wir und suchen das Objektive – und das wird gelehrt, so werden Medizinstudenten sozialisiert und ideologisiert.“

Prof. Dr. Dr. Christian Schubert

Biopsychosoziale Sichtweise und „Symbol“ Virus

Unsere Gesellschaft sehe das Virus aus einer rein materiellen Perspektive, warnt Schubert. Dabei sei gleich zu Beginn neben der biologischen Pandemie auch eine psychologische Pandemie erfolgt, die Infizierung der weltweiten Psyche innerhalb kürzester Zeit. Zu einer Pandemie gehöre nun mal auch die psychologische Ebene, die komplett ausgegrenzt werde. Die drei psychologischen Ebenen dabei seien bekanntermaßen 1. die Angst 2.Die Stigmatisierung (Suche nach dem Schuldigen) und 3. die Suche nach dem „Heilmittel“ – statt diese psychologische Ebene zu betrachten, würde sich nur auf das biologische Agens Virus fokussiert. Dabei sei längst bekannt, dass „Angst killt“ – die Literatur dazu sei reichhaltig. Schubert plädiert für eine Biopsychosoziale Anschauung, dh. zu betrachten, dass das Virus nicht nur auf biologischer, sondern auch auf psychologischer und sozialer Ebene etwas mit den Menschen macht. Inzwischen sei Corona zu einem „Symbol“ geworden. und die psychosozialen Faktoren dieses Symbols würden das Potential beinhalten, weitaus größeren Schaden anzurichten als das biologische Virus an sich. Zudem müssen man sich mehr mit dem Immunsystem befassen. Der Wirt Mensch sei sehr sensibel und bestehe auch aus einer psychologischen Immunologie, die man beachten müsse und der man nicht mit „Härte“ (vgl Maßnahmen etc) begegnen dürfe. „Wir haben bereits jetzt Opfer in den jüngeren Generationen durch psychosoziale Traumata, also in einer Generation, die vom biologischen Virus nahezu nicht betroffen ist.“ (sinngemäß A.d.A.)

Während ich mich bei einer Grippe darauf freuen kann, dass mir jemand Honigmilch und Fieberthermometer bringt, habe ich bei Corona Einsamkeit zu erwarten.“

Prof. Dr. Dr. Christian Schubert

Angst und das Immunsystem

Aus der langjährigen Forschung aus der Psychoneuroimmunologie wisse man, wie sich langfristiger Stress auswirke: bei chronischem Stress – also z.B. bei anhaltender Angst und Panik oder einem Zustand von Unterdrückung – kommt es zur vermehrten Kortisolbildung. Kortisol reguliert das Immunsystem nach unten, supprimiert (unterdrückt) unser Immunsystem – wenn wir zuviel Kortisol im Körper haben, werden unsere zellulären Immunreaktionen dauerhaft gedämpft. Unsere Abwehmechanismen werden dadurch geschwächt und beispielsweise dem Virus Tür und Tor geöffnet. Aus Psychoneurologischer Sicht sei die Maßnahmen Politik also ein „paradoxes Vorgehen“, da sie eine Immunsuppression hervorruft, welche Erkrankungen aller Art (inkl Covid-19) für den Wirt gefährlicher macht, eine dadurch erhöhte Mortalität sei „zu vermuten“.
Auch den schwedischen Weg und die Herdenimmunität spricht Schubert an. Anders Tegnell und der Schwedische Weg bedeute für Schubert den Ansatz einer neuen Medizin, die würdevoller mit dem Menschen umgeht. Man habe implizit auf eine natürliche Immunität gehofft durch den Umgang der Menschen miteinander – und es sei letztlich unvermeidbar, sich anzustecken. Man wisse inzwischen, dass die Schweden auf die bessere Strategie, die Herdenimmunität, gesetzt habe. Die „Lüge vom Scheitern des schwedischen Weges“ erzürnt den Mediziner sichtlich: „Dass man bei uns nun das, was eigentlich die Natur vollbringt (wie in Schweden die Herdenimmunität) bei uns nun technisch lösen muss (Impfung, A.d.A) sei schlichtweg „skandalös“.

Dass der schwedische Weg gescheitert sei, ist eine widerliche Verdrehung der Tatsachen. Die Schweden haben auf die richtige Karte gesetzt.“

Prof. Dr. Dr. Christian Schubert

Dass auch in Schweden Fehler gemacht wurden, räumt Schubert ein. „Man hätte auch dort die Alten besser schützen müssen.“ Überdies sei es eine widerliche Verdrehung der Tatsachen, dass der schwedische Weg gescheitert sei, Man habe medial missbraucht, dass dort zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Menschen gestorben seien. Grundsätzlich hätten die Schweden mit ihrer – dem Menschen würdigen – Versuchsanordnung Recht behalten, die Herdenimmunität sei in Schweden durchaus gegeben, was bei uns nicht der Fall sei..

Kollateralschäden

Schubert erwähnt dann noch die Schwächsten Glieder unserer Gesellschaft. Ungeborene Kinder und kleine Kinder sind durch die Maßnahmen in erhöhtem Maße erhöhten Stressoren ausgesetzt. Die Zunahme häuslicher Gewalt, vermehrter Alkoholkonsum, Verzweiflung durch drohende Arbeitslosigkeit – der Stress und die Angst der Eltern traumatisieren die Kinder, was auch durch Zahlen belegt sei. Diese Zahlen werden massiv steigen, so Schubert.
Die Fachliteratur gebe dazu eine deutliche Stellungnahme – bei erlebten 6 sogenannten traumatisierenden Erlebnissen verliert der traumatisierte Mensch 20 Jahre seiner Lebenszeit durch das verfrühte Auftreten von Krankheit. Die „Maschine“ kapitalistische Medizin schaffe sich ganz nebenbei die Kunden von morgen. Der Umgang mit Menschen während Covid 19 sei die schlimmste Krise der westlichen Medizin, einer Medizin, die sich „verkauft“ habe.

Wir brauchen eine neue Kultur

„Wir wissen in Wirklichkeit alle, dass Menschen verhungern, Tiere unter katastrophalen Bedingungen hingerichtet werden, Menschen vor unseren Grenzen erfrieren, Klima zerstört wird. Wir haben jetzt eine Zeit des Umbruchs und wir können jetzt eine neue Beziehung zur Natur und unseren Mitmenschen schaffen.“

Prof. Dr. Dr. Christian Schubert

„Die Art und weise wie mit Welt, Realität, Natur umgegangen wird ist skandalös.“ sagt Schubert. Wir brauchen dringend eine neue Medizin, die Biopsychosozial ausgerichtet sein wird. Wir werden dann nicht mehr auf Zellen schauen, sondern auf Beziehung und soziokulturelle Strukturen. Der Mensch wird ganzheitlich betrachtet werden und man werde bereits im Kindesalter darauf achten, dass der Mensch ein ihm förderliches Leben führen kann.

Positives schafft psychologisch Positives. Dem Erleben von Selbstwirksamkeit komme immunologisch eine Schlüsselrolle zu. Auch unser Medienkonsum sei in diesem Zusammenhang nicht unerheblich. Denn viele Medien hielten uns in Angst, da sie den Fokus auf das Negative legten. Er beobachtet, dass ausgerechnet die positiven Aspekte des Lebens, bei denen wir Selbstwirksamkeit erfahren können, die uns also immunologisch stärken – wie Kultur, Kirche und Theaterveranstaltungen – uns aktuell genommen werden, wir in die Passivität gedrängt werden. Die Corona Maßnahmen-Kritiker, so Schubert, erleben dagegen eine hohe Selbstwirksamkeit. Er sei sich sicher, so sagt er am Schluss, dass diese bei einer Covid Infektionen möglicherweise bessere Krankheitsverläufe haben würden.


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