Corona Kita pArt 2

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Hier finden sie den offenen Brief an die Kita, den ich nach dieser Angelegenheit verfasst habe LINK

Es ist Montagfrüh. Ich komme soeben aus der Kita, wo ich meinen Sohn hingebracht habe. Wir müssen auf der Strasse warten, da gerade noch andere vor uns im Treppenhaus stehen – es darf immer nur ein Kind gleichzeitig abgegeben werden, so sieht es das Hygienekonzept unserer Kita vor. (Ich habe hier darüber geschrieben) Das macht wenig Sinn, da die Eltern und Kinder draußen dicht an dicht stehen und sich die Klinke in die Hand geben. Als wir endlich dran sind, kommt uns ein Vater entgegen, er hat eine Art T-Shirt über dem Gesicht und sieht aus wie ein Zombie, es ist gruselig. Vor allem, wenn man weiß, dass er der Vater von einer guten Freundin meines Sohnes ist, wir aber seit Corona nicht mehr miteinander sprechen – meine Kommunikationsversuche wurden irgendwann nicht mehr erwidert.


Ich betrete also den Flur mit meinem Sohn und einem weiteren Kind (dessen Vater in Zeitnot war, wir kennen uns ganz gut und ich habe seine Tochter dann kurzerhand mit rein genommen). Ich begrüße die Kitaleitung freundlich und beginne ihr zu erklären, dass in unserem Beutel ein Spielzeug ist, dass wahrscheinlich einem anderen Kind gehört. Mitten im Satz werde ich harsch unterbrochen, ich solle mein Attest vorzeigen. Man muss dazu sagen, dass ich schon x mal ohne Maske mein Kind gebracht  oder abgeholt habe – bisher ohne derlei Schikanen. Ich bleibe ruhig und stelle in Aussicht, das Attest sofort  zu zeigen, sobald ich die Sache mit dem Spielzeug erklärt habe. Daraufhin dreht man mir (vor den Kindern!) den Rücken zu und entfernt sich provokativ ca 2m. Die Kitaleitung stellt sich in den Türrahmen und fordert lautstark das Attest. Ich bleibe weiterhin freundlich und zeige es ihr. Daraufhin stampft sie wutentbrannt an mir vorbei, ohne das Attest eines Blickes zu würdigen und holt sich aus einem anderen Raum eine Mund-Nase-Bedeckung. Als sie zurückkommt schaut sie das Attest an und behauptet vor den Kindern, sie habe sich die Bedeckung geholt um „sich zu schützen“.
Ich entgegne, dass ich das lächerlich finde und ich  frage sie, ob es nicht wichtig sei, als Erwachsene die Vorbildfunktion vor den Kindern zu wahren und ehrlich zu sich und anderen zu sein. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt freundlich geblieben und sah keinen Grund, so herablassend miteinander um zu gehen, schon gar nicht vor den Kindern. Aber da bin ich dann doch etwas aufgebracht, denn vor den Kindern etwas zu behaupten, dass offensichtlich nicht stimmt, finde ich nicht in Ordnung. Meines Erachtens war es schlicht gelogen, zu behaupten, die Maske „wegen dem Schutz“ anzulegen. Denn das macht offensichtlich keinen Sinn, da keines der Kinder eine Maske trägt und man auch sonst bisher immer miteinander gesprochen hatte ohne Maske. Sie hätte ja sonst auch die Maske schon zu beginn anziehen müssen, da sie ja schon als ich den Flur betrat gesehen hatte, dass ich keine Maske trug. Die Maske anzuziehen war eine Reaktion auf mein Attest – um mir etwas entgegen zu halten, aus Trotz.
Da sie jetzt schweigt, kann ich nun endlich die Sache mit dem Spielzeug erklären.
Es ist ein sehr ungutes Gefühl, sein eigenes Kind nach so einer Erfahrung abzugeben.

Es ist schon grotesk: der Bundestag hatte bereits im Juni zur Kenntnis genommen, dass die epidemische Lage von nationaler Tragweite nicht mehr vorliegt (Stand Juni 2020):

Die epidemische Lage von nationaler Tragweite wurde festgestellt, weil eine Epidemie den weit überwiegenden Teil des Bundesgebietes erfasst hatte und weil die Stabilität des öffentlichen Gesundheitssystems und damit die Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Leistungen gefährdet waren. Die Gefahr einer solchen Destabilisierung besteht aktuell nicht mehr. Statt einer dynamischen Entwicklung erleben wir ein tendenziell abnehmendes Infektionsgeschehen mit lokalen Ausbruchs-Hotspots. Die Infektionszahlen sind insgesamt drastisch zurückgegangen. Eine Überlastung des Gesundheitssystems kann gegenwärtig und für die nahe Zukunft ausgeschlossen werden.

Bundestag Drucksache 19/20046

Auch die nüchterne Analyse der Zahlen lässt keinen Zweifel mehr zu: es gibt augenblicklich keine Gefahrenlage in Deutschland, die diese Politik in irgendein vernünftiges Verhältnis setzen würde, bitte lesen sie selbst. Faktencheck September. Dennoch lassen viele Eltern das alles mit sich machen – im Regen auf der Strasse bleiben sie stehen, warten gehorsam in Reih und Glied jeden morgen vor der Kita. Wo soll dieser blinde Gehorsam noch hinführen? Wann hat der Irrsinn ein Ende? Es zeigt sich: dieser Irrsinn wird so lange gehen, wie wir ihn tatenlos mit ansehen.

Sie sind Rechtsanwalt? Bitte setzen Sie sich mit mir in Verbindung!


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Ein Kommentar

  1. 7. September 2020
    Antworten

    Ich weise diesbezüglich in aller Deutlichkeit darauf hin, dass zumindest Lehrer im Beamtenstatus sich strafbar machen in punkto Nötigung, Diffamierung,Kindesmisshandlung…
    falls sie ein Verhalten mit einem Potenzial dieser
    Art in ihrer jeweiligen Verantwortung für die Kinder tolerieren, oder praktizieren, da es Pflicht ist, sich betreffend Nutzen und Folgen zur Situation im notwendigen Maß zu informieren, und gegebenenfalls Vorgesetzte in Frage zu stelken.!
    Inwieweit sich das betreffende Personal auch in diesem juristischen Status befindet , in einem vergleichbaren Status befindet es sich als gemeinschaftliche Verantwortung tragende Person mit Sicherheit!

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