Wer kennt es nicht, das Interview zwischen Kathy Newman und Jordan Peterson, den Clash of Perspectives, also das Aufeinanderprallen zweier Seiten, die sich nicht verständigen konnten. Im Folgenden Gespräch spricht der Journalist David Fuller („A Glitch in the Matrix“) mit der Psychotherapeutin Louise Mazanti über die Metaebene des Interviews. Denn was dort zwischen Peterson und Newman passierte – oder besser gesagt nicht passierte – spricht Bände über den aktuellen Dialog zwischen den Geschlechtern.
(frei übersetzt von Adam Nümm)
David Fuller: Du hast die Jordan Peterson Kathy Newman Sendung angesehen, ja? Was meinst Du dazu?
Louise Mazanti: Ohhh… mein ganzer Körper hat sich zusammen gezogen und ich fühlte große Trauer im Namen der Weiblichkeit. Ich war auch enttäuscht und konnte sehen wie der Schattenanteil der Weiblichkeit agierte, wie die kollektive Wut sich durch Kathie Newman ausdrückte und was passiert, wenn das unbewusst geschieht. Dann wird projiziert auf das, was eben gerade da ist, auf das Gegenüber..
Es wurde sehr klar, dass sie bereits eine Agenda verfolgte und auch, dass sie bereits eine Projektion am laufen hatte, die sie bestätigt sehen wollte.
Also im Namen der Frauen fühlte ich Trauer und Enttäuschung. Denn wir brauchen so dringend intelligente Gespräche miteinander.
David Fuller: Ich möchte auch gern hinzufügen, dass auch, wenn es hier natürlich um das Interview zwischen Kathy Newman und Jordan Peterson geht, es gar nicht so sehr spezifisch um diese beiden geht, sondern eher um etwas, das sich auf einer Metaebene verbirgt. Also das ganze hat aus Gründen so starke Resonanz gehabt, die nichts mit den beiden persönlich zu tun haben. In der Interaktion zwischen den beiden kam etwas Archetypisches zum Vorschein. Ich glaube auch, dass viele Menschen diese Dynamik erkennen und das Video deshalb so viral ging. Viele kennen diese Art von Konversation, wenn Du etwas sagst und nichts davon kommt beim Gegenüber an. Also es scheint mir hier um etwas ganz Fundamentales zu gehen in der Dynamik männlich/weiblich. Wie siehst Du das?
Louise Mazanti: Ich denke Jordan Peterson steht für alle Männer und Kathy Newman für alle Frauen. Ich könnte in diese Wut ohne Weiteres einsteigen, das ist sehr einfach. Diese Wut ist in mir und jede Frau, die etwas anderes behauptet, verleugnet diese Wut, dabei ist sie da – im Kollektiv. So gesehen bringt das Interview nur zum Ausdruck, was da ist, was angesehen werden will, das ist wunderbar, denn so können wir das anschauen, was so wichtig ist. Es ist so wichtig, einem Denker wie Peterson zuzuhören, das ernst zu nehmen und zu fragen, was können wir daraus machen? Es ist so offensichtlich, dass es gebraucht wird. Denn wenn das Gespräch unsere aktuelle gesellschaftliche, kulturelle Fähigkeit widerspiegelt, miteinander ein intelligentes Gespräch zu führen, dann haben wir ein Problem.
Das vermisse ich noch in den Frauen, also das wir wirklich Verantwortung übernehmen für das, was wir als Frauen tun. In unserer Manipulation, in der Verführung, in unserer Kontrolle.
Louise Mazanti
Ich fühle sehr stark, dass es diese kollektive unterbewusste Wut gibt, die in Frauen kocht und die sich auf viele Weisen zeigt, und auf der einen Seite muss sie rauskommen, sich klären, sich ausdrücken und erkannt werden. Auf der anderen Seite reicht all das nicht aus. Damit brechen wir nur das Eis, sodass die nächste evolutionäre Stufe anbrechen und das Bewusstsein durchkommen kann, aber das vermisse ich noch in den Frauen, also das wir wirklich Verantwortung übernehmen für das, was wir als Frauen tun. In unserer Manipulation, in der Verführung, in unserer Kontrolle. Und es ist so einfach für uns Frauen zu sagen das machen wir ja nur weil wir zornig sind, das sind die Männer schuld und das Patriarchat aber da ist ein großer Mangel an Verantwortung und das sollten die Frauen wissen.
David Fuller: Das sehe ich als Schattenarbeit, also die Akzeptanz, dass wir alle Schatten haben. Es gibt einen Schatten um die Männlichkeit, aber eben auch einen um die Weiblichkeit. Und während nun ein Teil unserer gesellschaftlichen Debatte über toxische Männlichkeit geht und jeder weiß, was damit gemeint ist, spricht keiner über toxische Weiblichkeit, obwohl jeder weiß, dass das genauso dran wäre. Es ist interessant, was zu debattieren erlaubt ist und was nicht. Es erscheint mir gefährlich, dass gewisse Themen ausgegrenzt werden, sozusagen tabu sind.
Louise Mazanti: Hier sehen wir die Opfer Täter Dynamik in Aktion, denn wir Frauen machen uns selbst zum Opfer, gleichzeitig greifen wir die Männer an mit der Aggression, mit der Wut, aber trotzdem sind wir Opfer, denn wenn wir Opfer sind, dann haben wir die perfekte Kontrolle, wir drehen die Opferrolle um, denn wir beschämen die Männer, wir beschuldigen sie. Wir sagen: Männer haben das und das getan und sind verantwortlich.
David Fuller: Das ist keine leichte Situation, denn man kann sich vorstellen, dass viele Frauen heutzutage so eine Kampfeshaltung haben, weil sie sie auch brauchen. Also viele erfolgreiche Frauen haben, wie Kathy Newman auch so eine Haltung und das kann man ihnen auch nicht vorwerfen, gewissermaßen. Also sie werden sozusagen gepusht in eine maskuline Richtung, weil die Welt so maskulin ist und dann werden sie dafür auch noch verurteilt so maskulin zu sein.
Es gibt einen Schatten um die Männlichkeit, aber eben auch einen um die Weiblichkeit. Und während nun ein Teil unserer gesellschaftlichen Debatte über toxische Männlichkeit geht und jeder weiß, was damit gemeint ist, spricht keiner über toxische Weiblichkeit.
David Fuller
Louise Mazanti: Es ist sehr traurig. Und ich sehe absolut was Du beschreibst. Aber ich denke, das einzige, das wir tun können, ist Verantwortung übernehmen für uns selbst. Möchte ich wirklich meine Weiblichkeit kompromittieren, meine Integrität, mein Geschlecht, indem ich da mitmache oder gibt es nicht vielleicht einen anderen Weg? Kann ich nicht auch wirkmächtig sein, ohne aggressiv zu werden oder Machtspiele zu spielen? Indem ich in meiner natürlichen Kraft, meiner natürlichen Würde ruhe? Indem ich in dieser tiefen Verbundenheit bin, die beide Geschlechter haben, wenn ich mit meiner Weiblichkeit im Frieden bin, wenn ich mit mir in meiner Weiblichkeit in Frieden bin, sie in mir erkenne, dann ist das Natürlichkeit. Ich möchte das nicht persönlich auf Kathy Newman beziehen, denn das Potential steckt in jeder Frau, aber wir Frauen schikanieren das Weibliche in uns, weil wir nicht das Vertrauen haben, dass es genug ist. Wir haben das Gefühl, als Frau nicht genug zu sein. Wir vertrauen nicht, dass wir in Gesprächen unserem Gefühl allein vertrauen können, wir vertrauen nicht, dass wir mit der Wahrheit verbunden sind. Denn diese maskulinen Verhaltensweisen waren sehr stark und führten dazu, dass Frauen ihre eigene Macht verleugneten.
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