ARD Kindergarten

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„Die Vierte Gewalt – wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“ ist die Buchveröffentlichung des Jahres und trifft ins Mark: Fußnoten und die eigene gekränkte Befindlichkeit sind anscheinend das größte Problem für die „Medienkritiker“ Niggemeyer und Bouhs

Vorweg: Dass Precht und Welzer das Buch „Die vierte Gewalt“ gerade herausgebracht haben, ist ein Lichtblick in düsteren Zeiten, mit dem ich persönlich schon gar nicht mehr gerechnet hätte. Opportunismus und Heuchelei sind in diesem Land inzwischen so stark verbreitet, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, das etablierte Intellektuelle sich einmal kritisch äußern – wir erinnern uns ans Günther Grass – Habermass wird von Welzer angesprochen – die Angriffe auf Abweichler haben System und der Verfall der demokratischen Werte ist für jeden, der sehen will, grotesk bis himmelschreiend.

Diese Vierer Runde zeigt gut, wo wir stehen: von Niggemeyer und Bouhs kommen formale Beanstandungen, inhaltlich sind die beiden eher Tiefflieger. Angeblich seien in dem Buch formelle Fehler, so sei etwa ein abgebildeter Screenshot nicht von Twitter, sondern von Instagram. Auch sonst fallen die beiden Herren am rechten und linken Rand eher durch Korpulenz und peinliche Bemerkungen auf, man spürt regelrecht den Neid auf Prechts Erfolg. Bouhs versucht traurigerweise sogar noch gegen Ende, Precht Frauenfeindlichkeit anzudichten – dieser pariert den bösartigen Angriff gekonnt, Bouhs macht sich lächerlich und outet sich in seinem Versuch, den moralischen Zeigefinger auszustrecken – genau das Problem, das zuvor von Precht als Grundsatzproblem (und Inhalt des Buches) ins Gespräch gebracht wurde. In gewisser Weise verkörpert die traurige Gestalt Bouhs nahezu perfekt den frustrierten Journalisten, der immer dann seine Opfer per Tastatur attackiert, wenn der gesellschaftliche Wind es gerade zulässt, wenn also die vermeintliche „Mehrheit“ Rückendeckung gibt.

Die Danksagungen aus dem Publikum sprechen für sich – auch der Versuch von Bouhs, die friedensbewegte Dame aus dem Publikum, die darauf aufmerksam macht, dass es eben KEINEN Diskurs über die Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine gegeben hat, zu canceln, ist bezeichnend und erinnert an die geschlossenen Kommentarfunktion auf tagesschau.de. Mich persönlich hätte der von Welzer vorgeschlagene „Live-Poll“, also eine spontanes Stimmungsbarometer im Publikum, interessiert, wir alle kennen das Ergebnis.

Precht scheint inzwischen eine Lampe aufgegangen zu sein. So spricht er davon, wie seine Kollegin Svenja Flasspöhler bei „Hart aber Fair“ (ARD) zerfetzt wurde, weil sie als einzige eine Verfassungs-konforme Meinung im Bezug auf die Impfpflicht vertrat – sie ist nur ein Beispiel von vielen, das „Zerfleischen“ von Andersdenkenden gehört inzwischen zum Standardprogram (wie neulich zB Ulrike Guerot bei Markus Lanz).

Man möchte Precht zurufen: „Ja und was bedeutet denn eigentlich die von Ihnen angesprochene Inzidenz, wenn man Testungen steigert und nicht mal ins Verhältnis setzt?“ und man möchte ihn fragen, was er glaubt, warum plötzlich die Springer Presse eine 180-Grad-Wende vollzogen hat und seit neuestem das Sprachrohr der „Ungehörten“ ist, während man Julian Reichelt (bis Corona war er Bild Chef, inzwischen macht er ein eigenes Format bei Youtube) chaste, weil er zu kritisch war. Googlen Sie doch mal „controlled opposition“, Herr Precht.

Und hier noch ein kleines Bonbon von Horizont, passend zur Thematik, die ARD Kollegen leisten ganze Arbeit, wenn es darum geht den „Raum des Sagbaren“ einzuengen und Gegner zu vernichten:


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