Das WUNDER von Berlin #b2908

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Wo fange ich an? Es gibt so vieles, das gesagt werden möchte in diesen Wochen, so vieles, das in mir schlummert und dennoch nicht recht rauskommen mag. So viele Bilder, so viele Informationen, so viele Emotionen. Ich musste mich, nachdem ich Anfang des Sommers 5 Grundrechtsdemos auf dem Spreewaldplatz verantwortet hatte, erstmal zurückziehen, brauchte eine Pause. Es war mir offen gestanden alles zu viel geworden. Während all dieser surrealen Geschehnisse der letzten Monate und der psychischen Belastung durch den immer offensichtlicheren Wahnsinn schlugen nebenbei die ganz normalen Sorgen und Probleme des Lebens auf mich ein – mein Scheidungstermin war letzte Woche, meine Ex-Frau saß tatsächlich mit Maske im Gerichtssaal – die Wahrnehmung der Corona Situation und die entsprechend schwelenden Konflikte sind auch in meiner Familie auf allen Ebenen sehr spürbar. Oft hatte ich in diesem Sommer das Gefühl totaler Niedergeschlagenheit, oft musste ich einfach die Tränen fliessen lassen und oft war ich dabei von nichts als Hoffnungslosigkeit erfüllt, von der Sorge, dass mein Leben und das Leben im allgemeinen einfach keinen Sinn macht, ich den richtigen Ansatz dieses Leben mit Sinn zu erfüllen einfach nicht zu fassen kriege bzw er mir immer wieder entgleitet.

Versammlungsbehörde leistet sich antidemokratischen Aussetzer und bestärkt die Bewegung im Vorfeld

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Heute spüre ich Zuversicht und Dankbarkeit. Denn was am vergangenen Wochenende in Berlin geschehen ist, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Nach dem Anschlag auf unsere Bürgerrechte durch die Versammlungsbehörde Berlin und den Innensenator Andreas Geisel, nämlich den Versuch, eine rechtmäßige und friedliche Demonstration durch eine willkürliche Verbotsverfügung zu verhindern, war spätestens für jedermann sichtbar, dass hier nicht im Sinne demokratischer Werte, sondern gegen die Bevölkerung agiert wird. Mein Herzensdank gilt an dieser Stelle den Richterinnen und Richtern am Berliner Verwaltungsgericht und am Oberverwaltungsgericht. Allein durch ihre Entscheidung gibt es noch Grund zu der Annahme, dass in Deutschland die Demokratie noch nicht vollends beerdigt wurde.

Das beflügelnde Gefühl Recht zugesprochen bekommen zu haben, nachdem man monatelang vom Mainstream denunziert und beleidigt wurde, machte bereits die Morgenstunden des 29.8.2020 zu einem ganz besonderen Ereignis. Die Menschen waren gelöst, das positive Visionieren eines Michael Ballwegs sollte sich bewahrheiten, die Sonnenstrahlen tauchten die sich rasch füllende, 2 Kilometer lange Strasse des 17. Juni in goldene Farben. Menschen kamen von überall her, viele waren ganz offenbar von etwas weiter weg angereist, hatten sich nicht einschüchtern lassen und brachten freudig ihre Transparente, Fahnen und Kostüme zur Geltung. Es gab viel Musik, ich selbst hatte meine Trommel dabei und es wurde getanzt und gelacht, aber auch geredet, zugehört und geschwiegen. Es war, kurz gesagt ein Friedensfest von Ausmaßen, die – soviel war spürbar – zu hohe Wellen schlagen würden, um ignoriert werden zu können.

Mehrere Hunderttausend Menschen kamen, um gegen die verfehlte Corona Politik zu demonstrieren.

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Denn diesmal waren es deutlich mehr Menschen, als beim 1.8.2020, die in die Hauptstadt gekommen waren, um zu demonstrieren. Ich möchte an dieser Stelle daraufhinweisen, dass ich in Berlin schon bei vielen Demos war, so zB auch gegen TTIP oder bei den Anti-Atomkraftdemos und die Zahlen dementsprechend ins Verhältnis setzen kann. Auch bei der Fanmeile war ich mehrmals anwesend, die ja auch auf der Strasse des 17.Juni stattfand. Am 1.8.2020 lief ich mit dem Zug mit, wartete dann an der Seite und zählte mit. Ich halte nichts davon, exorbitante Zahlen zu erfinden, und meine moderate Schätzung für den 1.8.2020 war ca 30.000 bis 50.000 Menschen. Da die Polizei ihre offiziele Angabe inzwischen auf 30.000 erhöht hat, scheine ich mit meiner Schätzung ganz gut zu liegen – es ist ja der Regelfall, dass die Polizei Demonstrationsteilnehmerzahlen eher nach unten schmälert. Diesmal, am 29.8.2020, waren es deutlich mehr Teilnehmer. Ich bin die gesamte Strecke vom Brandenburger Tor bis runter zum S-Bhf Tiergarten hin und wieder zurück gelaufen und fast die gesamte Strecke war voller Menschen. Da im angrenzenden Tierpark auch noch Zigtausende Menschen umherwuselten, und der gesamte Zug mit ca 20 Wagen und entsprechend vielen weiteren Demonstrantinnen im Bereich Friedrichstraße von der Polizei eingekesselt und kriminellerweise am losgehen gehindert wurde, steht für mich fest, dass sich am Samstag mehrere Hunderttausend Menschen versammelten, um ihren Unmut über unsere derzeitige Regierung offen zu zeigen.

Ein Thema, dass unsere Gesellschaft noch ein wenig beschäftigen dürfte, ist das Abbilden von Ereignissen. Denn – genauso wie dieser Text – ist jede Aufarbeitung eines Ereignisses, egal ob in Bild, Text oder Ton, immer eine Kreation, bei der bestimmte, subjektive Wahrnehmungen von einem Autor belichtet werden, andere möglicherweise unterbelichtet – in jedem Falle aber interpretiert werden. Einer Interpretation liegt dabei immer ein Mensch zugrunde, der diese Interpretation auf Grund seines Erfahrungs- oder Persönlichkeitshorizonts beurteilt oder aber – im Kontext des Profi(t)journalismus – im Rahmen der ihm möglichen Freiräume bzw Erwartungen des Kollegiums bzw seines Arbeitgebers anfertigt. Es ist schon verblüffend, wie groß der Unterschied ist zwischen meinem subjektiven Erleben des 29.08.2020 vor Ort und dem in einigen Medien abgebildeten Ereignis.

Friedensfest vs. Instrumentalisierung eines angstmachenden Feindbildes

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.So erfuhr ich beispielsweise von den verhältnismässig wenigen (2000 von 200.000 sind ganze 1%), versprengten Demonstranten, die wohl eher spontan und unüberlegt die Treppenstufen zum Bundestag hochliefen, über die sozialen Medien. Ich persönlich halte diese Aktion für nicht allzu schlau, da die entstandenen Bilder ein Framing ermöglichen, dass der Querdenken Bewegung schaden dürfte. Hier gibt es Hintergründe zu der Aktion: die Frau, die die Treppenbesteigung am Bundestag spontan angezettelt hat, hatte offenbar gar nichts mit Querdenken-711 zu tun. Weshalb können das die Profi(t)Journalisten nicht herausfinden? Ja, die Aktion wirkte unbeholfen und war emotional aufgeladen, aber es muss doch möglich sein, zu differenzieren? Ich halte es für problematisch, aus diesen Menschen eine übergroße Gefahr zu stilisieren. Viele Profi(t)Journalisten stürzen sich offenbar nur allzu gern auf diese Randerscheinung, sei es, um die Bewegung in ihrer Gesamtheit zu beschädigen oder auch einfach nur, weil sich mit Schreckensmeldungen bessere Profite machen lassen. Aus psychologischer Sicht geschieht hier meiner Ansicht nach Folgendes: aufgrund einer diffusen Angst vor Veränderung wird versucht, die sich bewegenden (die Bewegung) zum erlahmen zu bringen. Dabei ist offensichtlich, dass es derzeit (und wohl auch nicht in absehbarer Zukunft) keine ähnlich starke Bewegung geben wird, die das Potantial hat, Dinge zu verändern. Das wir dringend einen grundlegenden Wandel hin zur Gemeinwohlökonomie brauchen inklusive neuer Parameter, das Wohlbefinden der Gesellschaft zu messen, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die Urschuld bzw. Urangst der Deutschen ist, dass sich so etwas wie im dritten Reich wiederholen könnte. Diese Angst lähmt die Gesellschaft derzeit noch so sehr, dass ein paar pubertierende Fahnenschwenker die Nation in Angst und Bange versetzen können, obgleich deren massive Einflussnahme auf das politische Geschehen in Deutschland alles andere als realistisch ist. Die Instrumentalisierung der Angst vor rechts ist die Waffe jener, die an echter Veränderung nicht interessiert sind, mehr noch: jede weitere Unterdrückung echter Veränderung wird unweigerlich zu mehr Frustration und damit zu mehr Frustwählern führen – wir alle wissen, welche Partei davon profitiert.

Zugegeben: es ist auch für mich immer wieder mit Anstrengung verbunden, wenn ich auf einer Demo beispielsweise Trump-Fans entdecke, da sich dieser Mann für mich als Lügner und weniger als Menschenfreund mehr als zu erkennen gegeben hat. Dennoch halte ich das aus, da Demokratie das kann: ich muss nicht zum Trump Fan werden, bloss weil mich mit diesen Leuten verbindet, dass wir die Corona Massnahmen für überzogen halten. Und weil Menschen eine Fahne mit den altdeutschen Farben hissen, macht sie das noch nicht automatisch zu schlechteren Menschen, sogar auch dann nicht, wenn sie vom Verfassungsschutz beauftragt wurden, um das ganze ein wenig aufzupeppen. Übrigens: der Verfassungsschutz hatte sich ja bereits ausführlich zu der Demo am 1.8.2020 geäußert und diese als unbedenklich eingestuft. Es wäre also endlich an der Zeit, mit diesen Ammenmärchen Schluss zu machen.

Wenn ich weiß wer ich bin, dann halte ich das aus.

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Was wir momentan aber auch erleben, ist die durch Live Stream Technologie zunehmende, relativ objektive Abbildung von Ereignissen, die wiederum – insofern nicht zensiert durch Machtzentren – auf längere Sicht dafür Sorgen dürfte, dass eben jene Ereignisse nicht mehr ohne weiteres totgeschwiegen werden können. Dementsprechend wird es auch immer schwieriger für die Mächtigen, ihre Tricksereien und unrechtmässigen Winkelzüge unbemerkt zur Anwendung zu bringen. Was Zensurpraktiken angeht bzw Störtechniken, die von der Polizei vor Ort eingesetzt werden, um die Kommunikation der Bürger zu verhindern, so ist anzumerken, dass auch diese Problematik von der Bewegung als solche erkannt wurde und das Aufbegehren gegen Totalüberwachung und Zensurpraktiken eine essentielle Motivation der Bewegung ausmacht, wie auch an den vielen Snowden und Assange Bezügen vieler Transparente erkennbar war..

Die zahlreichen Aufnahmen vom Wochenende haben dann auch dazu geführt, dass die verschiedenen Straftaten der Polizeibeamten dokumentiert werden konnten und hoffentlich zur Anzeige gebracht werden. Fest steht, dass die verstörenden Bilder der Polizeigewalt, weitere Bürgerinnen und Bürger wachrütteln dürften, da sie eine klare Sprache sprechen. Es ist für die Beamten in diesen Zeiten natürlich nicht gerade leicht zu entscheiden, was die richtige Entscheidung ist und ob es an der Zeit ist, das sogenannte Remonstrationsrecht anzuwenden. Vielleicht hilft es ja nachzulesen, bei wem unsere Regierung den Impfstoff kauft, um sich darüber klarzuwerden, was hier gespielt wird.

Was bleibt, ist Dank.

#B2908

Nach diesem berauschenden Friedensfest steht fest: es gibt allen Grund zur Hoffnung. Es gibt eine juristische Intelligenz in diesem Land, die sich nicht dem eigenen Profit, sondern der Menschlichkeit und der Freiheit verschrieben hat. Hoffen wir gemeinsam, dass die Herren und Damen Verfassungsrichter ein besseres Verständnis von Demokratie haben, als es das Merkel Regime tut. Und hoffen wir auf die Unabhängigkeit unserer Verfassungsrichter.

An dieser Stelle möchte ich – als inzwischen seit 15 Jahren in Berlin lebender – meinen herzlichen Dank an all die Helfer aussprechen und dabei besonders die hier vielgescholtenen Schwaben wertschätzen – ihr seid großartig, ihr seid wundervoll, ihr seid der Grund, warum es mir und vielen anderen nach diesem märchenhaften Wochenende deutlich besser geht und wir alle gemeinsam etwas hoffnungsvoller in die Zukunft blicken können. Danke Michael Ballweg und Marcus Haintz, Danke an JEDEN EINZELNEN HELFER, an jeden Menschen der dort war. Gemeinsam schaffen wir das – Frau Merkel brauchen wir dafür, so leid es mir tut, aber ganz sicher nicht.


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