Dämonen haben einen schlechten Ruf. Viele Menschen haben Angst vor diesem Wort – die unheimliche Geschichte der Dämonenaustreibung und die damit verbundenen Bilder aus Kinofilmen verursachen – verständlicherweise – Furcht und Schrecken.
Doch was ist eigentlich ein „Dämon“? Ich möchte hierzu Tsültrim Allione zitieren aus ihrem Buch „Den Dämonen Nahrung geben“:
„Ein Dämon ist all das, was uns hindert, frei zu sein: Ängste, Krankheiten, Sorgen, Süchte, negative Gefühle wie Hass und Unzufriedenheit. Im tibetischen Buddhismus gibt es eine Methode, diese oft verdrängten Anteile in uns, die von C.G. Jung summarisch als „der Schatten“ benannt wurden, zu erkennen und durch Akzeptanz zu erlösen. Denn wer seine Dämonen leugnet oder bekämpft, gibt ihnen letztendlich mehr Energie. Wenn wir sie jedoch annehmen und ihnen liebevolle Aufmerksamkeit schenken, können wir sie auflösen.“
Der Dämon ist also ein Wesen oder besser gesagt ein verdrängter Teil unseres Wesens. Wir sollten ihn nicht meiden, sondern wir sollten uns mit ihm beschäftigen. Indem wir ihm Aufmerksamkeit schenken, kann er schrumpfen. Je stärker wir ihn verdrängen, je stärker wir unseren inneren tiefen Schmerz verdrängen und von uns abkapseln, desto mehr werden wir unter diesem Schmerz leiden. Sich dem eigenen Schmerz zuzuwenden, sich gewissermaßen liebevoll dem inneren verletzten Kind zuzuwenden, wird dazu beitragen, dass die verdrängten Gefühle gelebt werden können und daher ein innerliches Aufatmen stattfinden kann. Die festgefahrene Energie kann sich auflösen und wieder fließen.
Es ist schon interessant, dass allein schon das Wort „Dämon“ bei Vielen Unbehagen auslöst. Beinahe so, als ob es ein versteckter Hinweis wäre, sich einmal mit dem eigenen Schmerz zu beschäftigen (was natürlich Unbehagen auslösen dürfte).
Lebenskrisen, schwere Verluste, Schicksalsschläge führen uns zu unserem Schmerz. Es sind Chancen, den eigenen Schmerz als Lehrmeister zu betrachten, Chancen, sich bewusster mit seinem Leben und den eigenen Dämonen auseinanderzusetzen.
Wir dürfen als Menschen Schmerz in uns tragen, er gehört zum Leben wie der Tod. Es ist illusorisch, einen Zustand erreichen zu wollen, der frei von Schmerz ist. Vielmehr geht es um die Akzeptanz unseres Schmerzes, welche dazu führt, dass wir wieder im Frieden sein können und eben auch wieder ein „befreites“ Lebensgefühl haben können. Schmerz ganz bewusst in sich zu tragen bedeutet nicht, dass wir nicht mehr fröhlich sein können, ganz im Gegenteil: wer seinen Schmerz bewusst als einen Teil von sich akzeptiert, der kann auch voller Hingabe und Selbstakzeptanz das Leben tanzen.
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