Das Wasser reichen

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Gerade bei Tinder kreativ gewesen und eine Dame (mit echt eindrucksvollem Profil!) gefragt, ob ich „ihr das Wasser reichen“ darf.. Und irgendwie löste die Metapher in mir eine Erinnerung wach (ja ich habe das Verb „wachlösen“ tatsächlich soeben erfunden): die Erinnerung an die unzähligen Male, als mir jemand oder ich jemandem auf Raves das Wasser (zumeist eine Plastikflasche gefüllt mit H20) reichte. Dieser Vorgang ist nicht banal. Menschen, die sich nicht kennen, verschenken ihr Wasser freizügig, zeigen sich damit brüderlich, hilfsbereit – we are family, man spürt dies genau in solchen Momenten, wenn andere Menschen zu uns barmherzig sind, liebevoll, gebend.

Das Wasser reichen – also, jemandem, der nach Wasser fragt mit dem eigenen Wasser auszuhelfen – war auf guten Parties „Raver Ehrensache“ – es krönte das Gefühl, insgesamt in einer Gruppe von liebevoll gesinnten Menschen geborgen zu sein und in Sicherheit. Ich glaube das ist das Gefühl, das die Menschen zum Rave hinzieht, dieses Verbundenheitsgefühl, in der Gruppe safe zu sein.

Das Wasser reichen ist ein Symbol und nicht umsonst gibt es im Deutschen die Metapher der Ebenbürtigkeit. Ebenbürtigkeit, ich google das jetzt nicht, aber klingt für mich danach, dass es irgendwie darum geht, auf einer Ebene zu sein, auf einem Level. Genau darum gehts, wir wollen miteinander auf einem Level, auf einer Frequenz sein.

Diese Rituale werden immer fortbestehen, solange es Menschen gibt. Aber leider werden diese Rituale nicht als wertvolle Rituale erkannt und geschützt, anstatt sie zu kultivieren (wie es die Subkultur tut) löschen wir (gemeint ist der Mainstream) sie immer weiter aus. Wir bauen diese Rituale eher ab, anstatt ihnen mehr Raum und Aufmerksamkeit zu schenken, sie finden immer weniger statt in der Mainstream Kultur.

Ich reiche Dir meine Flasche und habe keine Angst vor Deinen Keimen! – das ist die Kampfansage an die Angst. Sei es die Angst vor Keimen, die Angst zu erkranken, die Angst vor dem Tod oder die vor Tripper – die liebevolle Verbindung zum anderen ist stärker und wichtiger als die Angst, die offenbar irgendwie verstummt war, auf all den wunderbaren Erlebnissen, die ich machen durfte und auch wieder machen dürfen werde auf vielen guten Parties – Danke dafür an alle Mitwirkenden.


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