no escape from PROPAGANDA

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Irgendwo im Hinterland Portugals, sozusagen mitten in der Pampa. Ein sonniger Dezember Tag 2020. Es herrscht Stille. Wäre Sommer, man würde wohl nur das Summen der Bienen hören. Aber ist ja „Winter is coming“, jedenfalls sagt das Markus Söder und der ist auf jeden Fall noch krasser als das aktuelle Stern Titelbild (und das will schon was heißen!).

Seit Tagen hat mein Hirn Corona Erholungspause. Statt Fallzahlen (naja ich gebe ja zu: ich bekomme immer noch jeden Tag die Divi-Zahlen per App und die sind halt weiterhin stabil unkatastrophal) gibt’s Aussenküche bauen mit dem 24-jährigen Johannes aus Rosenheim. Statt Lockdown gibt’s Eisbaden im Fluss und statt Mutationen gibt’s Umarmungen mit wildfremden Menschen, die kommen, um die entstehende Community anzuschauen bzw. mitzumachen.

Es tut gut, aus der täglichen Krisenerzählung auszusteigen. Oder wie Gil, der britische Israeli, den ich hier kennen gelernt habe, sagt: Killing your televsision kills Corona – man schafft sich seine Realität selber. Und hier, zumindest auf dem Gelände, gibt’s kein Corona. Denkste.

Plötzlich höre ich, noch in weiter Ferne, ein merkwürdiges Geräusch. Zunächst unverständlich, kommt es näher und näher und wird langsam lauter. Sind es Stimmen? Eine aus dem Ruder gelaufene Maschine? Ein neuartiger Virus? Da sehe ich es: ein Fahrzeug schlängelt sich, allein auf weiter Flur, die Landstraße herab. Auf der Ladefläche stehen große Lautsprecher. So beschallt es die Landschaft. Ein immergleiches Band läuft ab. Auf portugiesisch mahnt eine Männerstimme – denn auch, wenn ich des Portugiesischen nicht mächtig bin, begreife ich schnell: hier werde ich und alle, die das hören, sachgerecht „informiert“. In Kenntnis gesetzt, eben ermahnt, zu tun, was behördlich angeordnet ist. Sicherheitsabstand! Lockdown Regeln beachten! Nicht leichtsinnig werden!

Während ich noch überlege, ob mich die surreale Szene eher an den dystopischen 3d Shooter Halflife 2 oder an den lautstarken Wahlkampf tief-religiöser Rabbi Politiker in Israel erinnert, muss ich laut loslachen.

Jetzt bin ich also 2500 Kilometer gefahren über gähnend leere Autobahnen, durch diverse europäische Länder. Bin meiner Intuition gefolgt, wohlwissend, dass der C-Wahnsinn auch in Portugal seine Abnehmer findet – denn auch hier schauen die Menschen fern.

Aber das ist nun schon ein wenig ulkig. Als unser Lachanfall vorbei ist (meine Reisebegleitung aus Berlin und ich finden die Szene episch bis epochal) bekommen wir beide zeitgleich eine SMS. Absender ist nicht mein Kumpel Olli, der mich seit Corona für einen „Rechten“ hält und mir spöttisch nahe legte auszuwandern, sondern mein neuer großer Bruder. Denn Absender ist nämlich (vermutlich) die portugiesische Gesundheitsbehörde. Die ist offenbar – und natürlich für jeden normalen Menschen völlig nachvollziehbar !!! – um unsere unsere Gesundheit besorgt und schreibt daher freundlicherweise, dass es jetzt losgeht mit der Impfung und die auch geilerweise gratis ist. Kein Scherz, lest selbst, mega nice, gönn Dir.

Und nein, die haben uns nicht gefragt, ob die unsere Telefonnummer haben dürfen, um uns ab sofort und bei kommenden Applikationen zum mitmachen zu animieren. Das dürfen die einfach, weil so geht guter Service, da analysiert man den Kunden, da fragt man nicht mehr nach, weil man eh weiß, was der will. Wir fühlen uns jedenfalls jetzt noch viel sichererer und in guten Händen. Und weil die Impfung ja auch gratis ist, werden wir sofort morgen losgehen und uns je zwei oder dreimal pro Nase impfen lassen, denn doppelt hält besser, nech.

PS: die Restaurants sind geöffnet 😉


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