Tanz ist Heilung

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Ein Gastbeitrag von Dietmar Lucas

Ich habe letzten Woche zwei mal auf einer Demo getanzt und mir ist dabei etwas klar geworden: Für mich ist der freie Tanz das beste Übungsfeld um zu lernen, wie ich Eindrücke, die auf mich einprasseln, wieder in Ausdruck verwandeln kann. 

Ich kann im Tanz mit anderen Menschen erkennen lernen, was es ist, dass da auf mich einströmt. Es ist nicht nur die Musik, die ich höre. Es sind auch die Menschen um mich herum, auf die ich reagiere. Und es ist auch mein Körper, der mir Signale sendet.

Und alles, was da bei mir ankommt, löst bei mir Reaktionen aus. Ich mache mir einen Reim darauf, es entstehen Impulse und im Tanz kann ich diesen Impulsen eine Bewegung geben. 

Wenn der Impuls stockt, hat das immer Gründe und im Tanz kann ich mich diesen Gründen nähern. Und ich kann lernen, die inneren Hemmungen abzubauen, die meinen Ausdruck behindern wollen.

Wenn ich mich umschaue wird mir klar, dass solche Impuls-Hemmungen unglaublich weit verbreitet sind. Wir Menschen in dieser zivilisierten Gesellschaft glauben, dass wir nicht zeigen dürfen, was gerade in uns passiert, welche Impulse jetzt gerade in uns aktiv sind, welche Signale von außen oder innen uns zu Reaktionen einladen wollen.

Wir sind wie in einer höflichen Erstarrung gefangen.

Aber immer, wenn wir etwas zurückhalten, staut sich in uns Energie auf. Eigentlich ist das Energie, die uns bei dem unterstützen will, was wir wollen, es ist Handlungsenergie. Wenn wir sie nicht ins Handeln bringen, wenn wir sie zurück halten, staut sie sich auf. 

Und wenn wir das immer und immer wieder tun, staut sich eine riesige Menge an Energie auf. Wir ersticken fast an dieser geballten Energie, laufen herum wie eine Bombe kurz vorm Explodieren. 

Und natürlich kommt uns diese geballte Energie nicht geheuer vor. Dann passiert vielleicht eine kleine Irritation – und wir könnten platzen vor Wut. Und natürlich finden wir eine heftige Explosion wegen einem kleinen Anlass völlig unangemessen. Also reißen wir uns noch mehr zusammen, halten noch mehr fest. Und noch mehr Energie staut sich auf.

Für dieses zusammenreißen, für das nicht-explodieren brauchen wir viel Kraft. Je mehr Energie sich angestaut hat, um so mehr Kraft müssen wir aufwenden, um sie zurückzuhalten. Kraft, die uns dann fehlt, um unsere Ziele im Leben zu erreichen.

Es sind also zwei Gründe, warum uns Kraft fürs Handeln fehlt. 1. lassen wir die Handlungsenergie nicht fließen und 2. brauchen wir für das zurückhalten dieser Handlungsenergie viel Kraft, die dann dort gebunden ist.

Wir hocken also wie auf einem Pulverfass, halten mit aller Kraft den Deckel drauf und müssen ständig brennende Lunten austreten. Und wir wundern uns, wenn wir nebenbei nicht auch noch die Welt retten können – die es bitter nötig hat.

Im freien Tanz kann ich jetzt versuchen, diesen angestauten Dampf abzulassen. Ich kann in einer sicheren Umgebung explodieren, kann meinen Körper wild zappeln lassen, kann schreien und toben. 

Ich kann lernen, dass ich wenigstens hier im freien Tanz keine Rücksicht nehmen muss auf Höflichkeit und Anstand. Wenigstens hier kann ich es krachen lassen.

Und wenn der Qualm der Ausdrucks-Explosion sich verzogen hat, kann ich im freien Tanz wieder zurück kehren zum Eigentlichen – ich kann Eindrücke, die jetzt bei mir ankommen, in Ausdruck verwandeln, der jetzt aus mir herausfließen will.

Und wenn ich das tue, kann ich merken, wie ich immer ruhiger und friedlicher werde. Wie sich mein Stress verringert, wie Verbindung zu mir selbst wieder möglich wird und damit auch erst wieder zu anderen.

Wir Menschenwesen sind nicht fürs Aufsparen von Ausdruck, fürs hemmen von Impulsen ausgestattet. Wir sind den Tieren dort eigentlich sehr ähnlich. Keiner Katze würde es einfallen, dich morgen erst zu kratzen, wenn ihr jetzt etwas nicht gefällt. Kein Hund kann es verstehen, wenn er jetzt für etwas bestraft wird, was vorhin passiert ist.

Aber wir Menschen versuchen, aus uns Wesen zu machen, die cool bleiben, die sich beherrschen, die sich nichts anmerken lassen – und wundern uns, wenn wir körperlich und seelisch daran krank werden.

Der freie Tanz ist für mich deshalb ein unglaublich wichtiger Ort für mein inneres seelisches Gleichgewicht.

Darum kämpfe ich mit allem, was ich drauf habe, um die unsäglichen Begrenzungen wieder zu sprengen, die mich und andere daran hindern wollen, diese wichtigen Räume des freien Tanzes für die innere Befreiung zu nutzen.

Das Verbot von „Tanzlustbarkeiten“ anläßlich der Corona-Krise kommt mir allerdings wie eine ganz gewiss nicht zufällige Grausamkeit vor.

Es erscheint mir für diese kaputte Kultur geradezu symptomatisch, dass Räume, in denen freier Ausdruck wieder trainiert werden kann, als besonders risikoreich angesehen werden.

Jede Kultur, die sich der Unterdrückung von Menschen verschrieben hat, hat die Unterdrückung von Impulsen zu einer Kernaufgabe gemacht. Alfred Adler – ein von mir hochgeschätzter Urvater der Psychologie – sagt dazu über die westliche Kultur der Erziehung folgendes: 

„Eine Umarmung, ein Kuß, eine freundliche Miene, ein liebevoll tönendes Wort sind nur zu erzielen, wenn sich das Kind dem Erzieher unterwirft, also auf dem Umweg über die Kultur. In gleicher Weise wie von den Eltern ersehnt das Kind Befriedigung vom Lehrer, später von der Gesellschaft. … Der Impuls soll, ehe er zur Befriedigung gelangt, zum Umwege verhalten werden, er soll die Kultur des Kindes treiben. Dadurch werden Weg und Ziel des Zärtlichkeitsbedürfnisses auf eine höhere Stufe gehoben … sobald das Ziel Ersatzbildungen zuläßt, sobald an die Stelle des Vaters etwa der Lehrer, der Freund, der Kampfgenosse treten kann. … Die Entbehrung der Befriedigung soll nicht das psychische Gleichgewicht vernichten, soll nur die Energie wachrufen und die kulturelle Aggressionsstellung erzeugen.“ 

Ich finde diese Analyse von Adler scharfsinnig, teile aber sehr entschieden nicht seine Einschätzung über die Sinnhaftigkeit dieser Erziehungsmethoden.

Der freie Ausdruck von Impulsen wird nämlich hier als ein Hindernis für die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen angesehen. Das psychische Gleichgewicht soll zwar nicht vernichtet werden – die Gesellschaft braucht den Kampfgenossen ja noch halbwegs funktionstüchtig. Aber Energie wachrufen und eine Aggression fördern soll diese Erziehung auf jeden Fall.

Und das grundlegende Bedürfnis nach Zuwendung soll auf Ersatzbefriedigungen ausgerichtet werden. Adler hat es hier nicht gesagt, aber es ist deutlich zu erkennen: die zentrale Ersatzbefriedigung des modernen Menschen ist – Konsum.

Wessen Kernbedürfnis nach Kontakt so erbärmlich frustriert wird, soll shoppen gehen und damit diese wahnwitzige Konsumgesell-schaft weiter auf ihrem selbstzerstörerischen Kurs halten.

Aus meiner Sicht findet auf diese Weise sehr wohl eine Vernichtung des psychischen Gleichgewichts der Menschen statt.

Aber es gibt Möglichkeiten, dieser Kultur der Vernichtung des psychischen Gleichgewichts wenigstens zeitweise zu entkommen – wie im freien Tanz. Und wenn die auch noch beschnitten werden, muss ich fragen, ob das vielleicht sogar gewollt ist.

Angemessen erscheint es jedenfalls aktuell bestimmt nicht.

Oder ist der Virus auch jetzt noch wirklich so gefährlich, dass wir den Tanz weiter aufgeben müssen oder als Protest verkleiden um unterhalb des Verbotsradars zu bleiben?

Die Antwort erscheint mir klar: In diesem Augenblick ist hier in Deutschland der Virus völlig ungefährlich. Wie begründe ich das?

Die Gefährlichkeit eines Virus kann man wohl kaum besser darstellen als mit der Anzahl der durch den Virus getöteten Menschen. 

Und offiziell tötet der Corona-Virus in Deutschland täglich weniger Menschen als jeden Tag bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen. Und mit diesem Restrisiko leben wir doch auch ohne auf die  Idee zu kommen, das Auto fahren zu verbieten oder Autofahrer als unsolidarisch und als potenzielle Mörder zu brandmarken.

Und dabei sind die offiziellen Totenzahlen auch noch frisiert. Gewaltopfer tauchen dort auf und seit mehr als zwei Monaten gibt es wahrscheinlich überhaupt keine mit Covid-19 infizierten Toten mehr.

Um das zu klären, habe ich dem Robert-Koch Institut Fragen gestellt. Ich will wissen, wie sich das genau mit den angeblichen positiven „Fällen“ verhält. Das RKI hat dazu mit einer gesetzeswidrigen Hinhalte-Antwort reagiert. 

Ich werde deswegen vor dem RKI eine Mahnwache abhalten. Damit will ich den Druck auf das RKI erhöhen, meine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz innerhalb der gesetzlichen Frist zu beantworten. Und ich würde mich freuen, wenn ihr mich dabei unterstützt. Kommt vorbei und zeigt Präsenz vor dem RKI!

Diese erste Mahnwache wird am Dienstag von 11 – 14 Uhr, Nordufer 20 sein. Weitere werden folgen.

In der Zwischenzeit lasst uns feste tanzen, lasst uns frei tanzen, lasst uns unseren Impulsen folgen, lasst uns unseren Ausdruck wieder finden.


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