You got hacked, and you know it

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Man kann lange diskutieren. stundenlang, tagelang, wochenlang. Über alles mögliche, das eventuell oder ganz offensichtlich mit Corona zu tun hat. Man kann dabei den Faden verlieren, emotional werden, sich entfreunden. Man kann versuchen, sich mit Informationen gegenseitig zu übertrumpfen, sich mit logischem Denken zu behelfen oder einfach an Dinge glauben und sich dabei nicht beirren lassen. Man kann auf seinem Standpunkt verharren und man kann auch lancierte Feindbilder übernehmen und sich darauf ausruhen, einen Sündenbock für das ganze Schlamassel gefunden zu haben. Und dann kann man, wenn man das möchte, wieder zur Tagesordnung übergehen.

Denn, falls man nicht zufälligerweise in der Gastronomie oder im Veranstaltungsgewerbe arbeitet, geht ja alles wie gewohnt seinen Gang. Man hat ja jetzt die Alltagsmaske. Ist sie einmal akzeptiert, lebt es sich recht ungeniert. Das, was zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig war, ist inzwischen fester Bestandteil des täglichen Lebens. War man zu Beginn noch unsicher, wenn man die Maske, beim Toilettengang im Restaurant kurz aufsetzte, sind diese (früher einmal merkwürdigen) Verhaltensweisen inzwischen, nach fast neun Monaten Chaos, fast schon ein beruhigendes Stückchen Normalität.

Normalität feels good

Denn genau das ist Normalität: das angenehme Gefühl mit dem eigenen Handeln in der Norm zu liegen, also nicht kritisch beäugt, sondern mit einem versichernden Blick belohnt zu werden: „Ja, wir sind einer Meinung. Wir stehen zusammen. Du bist einer von uns..“ Es tut einfach nur gut, diese Bestätigung. In all diesem Schlamassel zwischen Existenzangst, Apokalypse, Viren, Korruption und möglicherweise dem Begehren von Konzern-Eliten ein totalitäres Überwachungssystem zu errichten, ist Normalität unser Honig, unsere kurze Entspannung, unser Federbett. Ohne dieses Gefühl der Verbundenheit mit dem „gesellschaftlichen Konsens“, der „Peer Group“, würde manch einer vermutlich schon längst durchgedreht sein.

Und ist es nicht wunderbar? Wir schalten Netflix ein und wir werden auf beruhigende Weise daran erinnert, dass wir richtig sind, dass wir gut sind: der sympathische Charakter aus unserer Lieblingsserie trägt jetzt auch hier und da Maske, und auch , wenn er ab und zu ein bisschen darüber frotzelt, stellt er das große Ganze natürlich nicht in Frage. Er ist ja schließlich – wie man selbst auch – normal. Er schenkt uns Identität, genauso wie die unzähligen Werbebotschaften, die tagtäglich auf uns einrieseln: die Oma mit dem Mittelfinger sagt es klar und ohne Worte: Abweichler darf man offiziell verstoßen! Vor wenigen Monaten noch hätte man das Volksverhetzung genannt. Inzwischen salonfähig. Auch wenn die Oma Kampagne inzwischen gestoppt wurde, der Hase hoppelt weiter Richtung Ausgrenzung und Denunziation: Wer sich nicht an die Regeln unserer neuen Normalität hält, fliegt raus, wird zur „Persona non Grata“.

Identitätskrise führt zu Folgsamkeit

In Zeiten, in denen ein Donald Trump US Präsident wird, in denen wieder Rüstungsausgaben auf Rekordhöhe schiessen, in Zeiten, in denen auch die ökologische Katastrophe nicht nur sichtbar, sondern längst zur Gewissheit wurde, der Finanzsektor entkoppelt zu sein scheint vom Leben des Normalbürgers, in diesen Zeiten fehlt vielen Menschen Identität. Diese Tatsache verleitet möglicherweise, auf den Solidaritätszug mit aufzuspringen. Auch wenn es völlig klar ist: Gerechtigkeit und Schutz ärmerer Bevölkerungsschichten interessieren in dieser Gesellschaft nicht wirklich, das Narrativ von „gemeinsam solidarisch gegen das Virus“ wird dennoch auf allen Kanälen gebracht und die Methode funktioniert ausgesprochen gut. Selbst die LINKE, die sich im letzten Jahrtausend einmal um soziale Belange geschert hat, torkelt seit Corona im bedeutungslosen Raum der Gesichtslosigkeit umher.

Nun muss man zwischen denen unterscheiden, die völlig fremdbestimmt sind durch permanente Reizüberflutung per Smartphone, Serie oder Playstation und jenen, die eigentlich ahnen, was läuft, aber noch unentschlossen sind, tatsächlich in den Widerstand zu gehen. Viele Menschen begreifen inzwischen, dass wir keine unbeherrschbare Pandemie haben, sondern eine beherrschbare Situation und vor allem ein mediales Dauerfeuer mit Fallzahlen. Und trotzdem verharren viele, als müsse man das alles einfach hinnehmen.

Weak Spot: Hilfsbereitschaft/Solidarität

Zuzugeben, dass man einer Lüge aufgesessen ist, ist niemals leicht. Marc Twain schrieb:

„It’s easier to fool someone than to convince them they’ve been fooled..“

Marc twain

„Es ist einfacher, jemanden reinzulegen, als jemanden zu überzeugen, dass er rein gelegt wurde:“ und er hat recht: je länger man sich mit der Lüge arrangiert hat, desto unwahrscheinlicher wird es, dass der oder die Betroffene umkehrt. Auch wenn seit Noemi Kleins „Shock Doctrine“ (2007) oder „Angriff auf die Freiheit“ (2009) sehr gut aufgearbeitet ist, wie Konzerninteressen systematisch Gesetzgebung nicht nur beeinflussen, sondern auch Bedrohungsszenarien entwerfen, um durch die psychologischen Effekte grundlegende Veränderungen zu bewirken (Agenda Setting), für die ohne das entsprechende Setting keine Akzeptanz wäre: entweder kennen viele Bürgerinnen und Bürger diese Hintergrundinformationen nicht oder sie verdrängen sie, weil sie sonst gezwungen wären, selbst in die Verantwortung zu gehen.

Aus dem social engineering kennen wir die Methodik, den sogenannten „Weak Spot“ des Opfers auszunutzen, häufig ist das die Hilfbereitschaft der Menschen und / oder ihre Obrigkeitsloyalität. Genau in diese Kerbe schlug die Solidaritätskampagne, und auch heute, nach neun Monaten Wahnsinn, ist das bei vielen verbreitete Gefühl, das richtige zu tun, die Grundlage, auf der dieser Prozess nur stattfinden kann.

Die psychologischen Mechanismen von Bildern und Informationen wirken übrigens auch auf Richter und Verfassungsrichter, auf Politiker und Polizisten, ja auf alle Menschen in einer Gesellschaft – wie Richter Torsten Schleif bemerkt. Auch das sogenannte „Priming“ oder „Medien-Priming“ ist ein wichtiger Bestandteil in der Analyse der Geschehnisse.

Der primende bzw. bahnende Reiz aktiviert bottom up Gedächtnisinhalte, die top down bestimmen, wie schnell der nachfolgende Reiz verarbeitet wird, oder ob er korrekt erkannt wird, oder – bei uneindeutigen Reizen – auf welche Weise er interpretiert wird, oder sie beeinflussen den Gemütszustand oder nachfolgendes Verhalten.

Wikipedia

Wenn also Bilder mit Särgen auf uns einprasseln und Schreckensnachrichten am laufenden Band unser Gehirn bombardieren, so führt das dazu, dass wir unsere Haltung und auch unsere Entscheidungen durch im Unterbewusstsein getriggerte Reize treffen und weniger, weil wir die Situation grundlegend und kühl analysiert haben.

Die Informationen sind alle zugänglich. Es wäre möglich, diese zu analysieren und entsprechende Schlüsse zu ziehen. Aber der Mensch lernt in seinem Tempo. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Wir können niemanden überzeugen, seine Haltung zu ändern. Ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel wird möglicherweise nie eintreten, da die Meinungsmacher zum gegenwärtigen Zeitpunkt weitaus größere Feuerkraft besitzen als jene, die sich für Demokratie und ganzheitliche Gesundheit einsetzen. Aber Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.


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Ein Kommentar

  1. 1. November 2020
    Antworten

    Ein sehr schöner Text. Es wird einige Leute geben, mich eingeschlossen, die sich bestätigt fühlen. Das ist sehr wichtig, sich gegenseitig zu stärken. Eine Klarheit zu schaffen, einen gemeinsamen Konsenz und eine Groborientierung.
    Den anderen Teil ‚der Betroffenen‘, wird dieser Text kaum erreichen. Sie werden ihn schlicht nicht finden, weder werden sie ihn zwischen ‚Tagesschau und Quiz‘ suchen. Vielleicht später einmal.
    Um dem Später auch eine Chance zu geben, müssen wir schauen wo wir stehen. Die Gesellschaft teilt sich in viele Bewußtseinsstufen. Von der heroischen Stufe der Machtgötter, über die Stufe der konformistischen Regeln zur Stufe der wissenschaftlichen Leistung. Danach kommt das empfindsame Selbst (nach Beck/Cowan ’spiral dynamics‘) Das sind die vier Stufen, die in unserer Gesellschaft vertreten sind. Das ist einmalig in der Geschichte und das Problem ist, von jeder Stufe werden Geschehen verschieden interpretiert. Die Folge ist, der eine versteht den anderen nicht. Der auf alle Stufen verteilte Narzissmus bewirkt sein übriges. Sie verfeinden sich letztendlich. Keiner erkennt die Stufe des anderen an. Und selbst auf gleichen Stufen finden Kämpfe statt.
    Eine einfache klare Sprache, die die unteren Schichten verstehen können und den oberen nicht langweilig wird, wäre ein schweres Unterfangen aber wahrscheinlich ein notwendiges. Die Politik hat es versäumt. Sie erreicht nur noch ganz wenige, was dem Populismus Tür und Tor öffnet.
    Die Stufe nach dem empfindsamen Selbst (Postmoderne) ist ein Riesensprung in die erste transpersonale Stufe. Die kausale/integrale Bewußtseinsstufe. Wer sich auf ihr bewegt, erkennt die unteren Stufen als durchlebensnotwendig an, und hilft beim transformieren. Die Pathologien der unteren Stufe verschwinden mit Erreichen der nächsten Stufe. Jeder Psychologe arbeitet so. Er versucht den Patienten auf die nächste Stufe zu hieven.
    Das wäre jetzt mal ein Aspekt von Groborientierung, womit ich sagen will, das sich viele unserer Fragen von der nächsten Stufe aus besser und klarer beantworten lassen. D.h.: Sich selbst voranzubringen, ein Prozess, wenn der mal im Gange ist, ist er auch nicht mehr aufzuhalten.
    … Wir können niemanden überzeugen, seine Haltung zu ändern… Klar und einfach können wir erklären lernen, können eine friedliche Atmosphäre vorleben und Vertrauen (in alles) neu lernen: „Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.“ Der kleinste gemeinsame Nenner kann dabei ein entscheidener Auslöser sein.
    Wenn du dich demnächst entscheidest ‚mehr‘ zu schreiben, dann wünsche ich dir, deiner dabei treu zu bleiben. Es ist gut, was du machst.

    Die beste Wünsche
    Dein Willi

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