Dark Culture

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Eines Vorweg: ich benutze den Begriff „Dark Culture“ in einem anderen Zusammenhang als er bisher verwendet wird. Bei mir hat er nichts (oder kaum etwas) mit Gothic oder Dark Metal zu tun.

Die Idee zu diesem Text kam mir bei der Arbeit. Ich arbeite ja hauptberuflich als Sprecher, das heißt ich synchronisiere Filme, Serien, Games, Werbung usw. Und als Sprecher komme ich mit ziemlich viel Content in Berührung, der auf die Gesellschaft losgelassen wird. Manchmal ist das kaum auszuhalten, soviel Schwachsinn und Dreck wird da produziert. Man fragt sich wirklich: Wie kann das sein? Und möchte ich wirklich ein Teil dieser Maschine sein?

Nun, ich möchte Euch mein persönliches Dilemma hier ersparen, nennen wir es ein „work in progress“.. Aber ich möchte gern mit Dir darüber nachdenken, ob das, was da tagtäglich passiert gesund ist für Dich, für mich, für uns alle.

Mir ist im Laufe der Zeit aufgefallen, dass es positiven und negativen Content gibt. Es gibt Narrative, in denen es um Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt oder Familie geht. Es gibt Geschichten über das Loslassen, über das Verlieren und die daraus entstehende Veränderung, um es kurz zu machen: es gibt – seit es Menschen gibt – wunderbare Geschichten. Geschichten in denen Wahrheit steckt und die deshalb faszinieren.

Auf der anderen Seite gibt es Müll. Und da kann man jetzt sicher endlose Streitgespräche führen, welche Produkte in diese Kategorie fallen und welche nicht. Aber wir sind uns vermutlich einig, dass jedes Jahr aufs neue gleichbleibende Inhalte neu verpackt werden, in denen es in erster Linie um Gewalt, Rache, Macht und Kampf geht – Inhalte also, die unser Ego gern konsumiert. Es gibt diese „Dark Culture“ nicht nur im Fiction Bereich, es gibt auch Zeitungen und ganze Verlage, die versuchen, mit möglichst viel Müll die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen, um damit Geld zu verdienen. Auch die Pornographie Industrie, der unsichtbare Riese, ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Angetrieben durch ökonomische Interessen haben wir eine Maschine erschaffen, die (scheinbar) selbstständig Müll produziert und ihn uns in den Futtertrog legt.

Was passiert mit uns, wenn wir uns diese unbewussten Inhalte geben?

Es ist ein wenig wie mit einer Droge. Solange wir unbewusst leben, brauchen wir von Zeit zu Zeit einen Schuss, damit uns die Leere nicht von innen her zerfrisst. Da das Leben vieler Menschen fast nur aus arbeiten und konsumieren besteht, gibt es keine anderen Beschäftigungen. Sobald Ruhe einkehrt, entsteht innere Rastlosigkeit oder Beklemmung.

Der erste Schritt hin zu einem bewussteren Leben ist das Erkennen und dann das Weglassen negativer Inhalte. Der Verzicht auf die abendliche Serie und der bewusste Umgang mit dem entstehenden Gefühl der Leere kann den Prozess einer Transformation einleiten. Das kann stilles Sitzen sein oder ein Spaziergang, eine bewusste Tasse Tee, das Lesen eines guten Buchs, ein paar Körperübungen oder auch ein längst überfälliges Telefongespräch mit einem alten Freund oder Familienangehörigen..

Es ist nicht möglich und auch nicht ratsam, all unseren negativen Seh- und Konsumgewohnheiten auf einmal abzulegen. Vielmehr können wir beginnen, uns selbst zu beobachten und so sukzessive ein Bewusstsein für unser Verhalten entwickeln. Es wird uns möglich sein zu lernen, wie wir die uns zur Verfügung stehende Zeit nicht mehr als „Leere“ empfinden. Nach und nach füllen wir unser Leben mit Achtsamkeit, Liebe und Hingabe, so dass immer seltener Beklemmung entsteht, wenn es keine „Ablenkung“ gibt.

Der Schlüssel aber hin zu einer anderen Gesellschaft – die weniger „Müll“ produziert – liegt in der Selbstverantwortung nicht nur auf Seiten der Konsumenten, sondern auch auf Seiten der Produzenten. Erst wenn Menschen den eigenen Konflikt mit ihrer womöglich sinnleeren Arbeit zutiefst erkennen und entsprechende Veränderungen vornehmen, wird die Veränderung sich auch gesellschaftlich mehr und mehr bemerkbar machen.

So long… GAIA statt NETFLIX 😉


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